27. August 2016

Warum beschimpft Jesus „Juden“?

Lasst uns mal ganz neutral versuchen auf ein paar ausgewählte Stellen im „Neuen Testament“ zu schauen. Starten wir mit einer Rede von Jesus an die Schriftgelehrten und Pharisäer:

Matthäus 23,1: Da redete Jesus zu der Volksmenge und zu seinen Jüngern und sprach: Die Schriftgelehrten und Pharisäer…

13 Aber wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr das Reich der Himmel vor den Menschen zuschließt! Ihr selbst geht nicht hinein, und die hinein wollen, die lasst ihr nicht hinein.

14 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr die Häuser der Witwen fresst und zum Schein lange betet. Darum werdet ihr ein schwereres Gericht empfangen!

15 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr Meer und Land durchzieht, um einen einzigen Proselyten zu machen, und wenn er es geworden ist, macht ihr einen Sohn der Hölle aus ihm, zweimal mehr, als ihr es seid!

17 Ihr Narren und Blinden,…

19 Ihr Narren und Blinden!...

23 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler,…

25 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler

26 Du blinder Pharisäer,…

27 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr getünchten Gräbern gleicht, die äußerlich zwar schön scheinen, inwendig aber voller Totengebeine und aller Unreinheit sind!

28 So erscheint auch ihr äußerlich vor den Menschen als gerecht, inwendig aber seid ihr voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit.

29 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler,…

33 Ihr Schlangen! Ihr Otterngezücht! Wie wollt ihr dem Gericht der Hölle entgehen?

Da mag einem doch die berechtigte Frage kommen: Was denkt sich Jesus da eigentlich? Ist es erlaubt, andere so zu  beschimpfen?

Öffentliche (!) Drohungen, Beschimpfungen und Verunglimpfungen. Gab es da nicht ein Gebot namens „Du sollst nicht richten!“??

Hat Jesus eine Ausnahme bekommen?

Was denkt er sich nur dabei?

Liest ein Jude diesen Text, würde er nur den Kopf schütteln: Das soll ein jüdischer Messias sein? Kein Jude – geschweige denn ein Gesalbter (= Messias) – würde öffentlich andere Leute so niederreden!

Kennt man sich dazu im „Neuen Testament“ etwas  aus, muss man sich auch die Frage stellen, warum sich Jesus nicht an seine eigene Lehre hält!? Denn schließlich lehrt er seinen Jüngern, man solle sich zuerst unter vier Augen mit einem Bruder bereden, wenn man etwas gegen ihn vorzuwenden habe (Mt 18,15). Jesus dagegen schießt in aller Öffentlichkeit gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer.

Nennen wir es beim Namen: Dieses Reden ist Laschon hara! In hochgradiger Form. Keine Spur von Sündlosigkeit. Und wenn man bedenkt, was solche Texte im Neuen Testament für Folgen hatten, sollte man meinen, ein „Sohn Gottes“ sollte wissen, dass die Auswirkungen für das Volk Gottes verheerend waren!!

Unzählige Male in der Geschichte wurden Christen durch solche Texte angespornt, Juden zu beschimpfen, zu verunglimpfen, zu bespucken, zu verfolgen,… Hätte ein vollkommen perfekter Jesus dies nicht vorausgesehen? Hat er also mit Absicht solche Dinge gesagt, damit Sein auserwähltes Volk solche Not erleiden muss?

Selbst wenn man meint, solche Fragen mit „ja“ beantworten zu können, muss man dennoch sagen, dass Jesus sich hier einer der schwerwiegendsten Sünden der Torah schuldig gemacht hat!

Die damaligen Zeiten (in denen das „Neue Testament“ verfasst wurde) ähneln in gewissem Sinne den heutigen. Denn der Antisemitismus war schon damals verbreitet und fand in vielen Kreisen Anklang.

Werfen wir unter diesem Gesichtspunkt einen Blick in das Johannesevangelium. Johannes, so sagt es das Neue Testament, war einer der engsten Jünger von Jesus, selbst Jude und der Schreiber dieses Evangeliums.  Doch auffällig ist, dass im gesamten Evangelium über 50 mal (!!!) die Rede von „den Juden“ ist. 
Wenn er doch selbst einer war, warum spricht/schreibt er über sie so als wäre er Außenstehender? Schließlich haben sich die „ersten Christen“ in den ersten Jahrhunderten sich nicht als Nicht-Juden gesehen!!

Die Schriften des Johannes wurden als einer der letzten des Neuen Testaments verfasst. Der Antisemitismus war weit verbreitet und der Inhalt macht deutlich, dass das Johannes-Evangelium nicht von einem Juden geschrieben sein kann! Kein Jude würde abwertend über „die Juden“ schreiben.

Schauen wir uns im Folgenden einige solcher Aussagen an:

Joh 5,16: Und deshalb verfolgten die Juden Jesus und suchten ihn zu töten, weil er dies am Sabbat getan hatte.

Joh 5,18: Darum suchten die Juden nun noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte, womit er sich selbst Gott gleich machte.

Joh 6,41: Da murrten die Juden über ihn, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist,

Joh 7,1: Und danach zog Jesus in Galiläa umher; denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil die Juden ihn zu töten suchten.

Joh 7,13: Doch redete niemand freimütig über ihn, aus Furcht vor den Juden.

Joh 8,48: Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht mit Recht, dass du ein Samariter bist und einen Dämon hast?

Joh 8,52: Da sprachen die Juden zu ihm: Jetzt erkennen wir, dass du einen Dämon hast!

Welches Bild wird hier von „den Juden“ gezeichnet? Sicherlich kein gutes, oder? Die „bösen Juden“ verfolgten Jesus, suchten ihn zu töten, murrten über ihn,…

Kein Wunder also, dass sie als ein großes Feindbild ausgemacht wurden. Vor allem, weil immer wieder behauptet wurde, Juden wäre es gewesen, die Jesus getötet hätten.

An diesen wenigen Aussagen merken wir, dass das Johannesevangelium absolut politisch ist! Es wird – wie in anderen Stellen des „NT“ – eine große Abneigung gegen Juden, wenn nicht sogar Hass geschürt. Das ist nicht zu verleugnen.

Und man muss sich nur die christliche Geschichte anschauen, um die Auswirkungen zu sehen.


 

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