Das jüdische Volk ist sehr tief in den Schriften verwurzelt.
Ein Rabbiner meinte mal, dass keiner etwas gegen Jesus hätte, wenn es denn klar
im Tanach (bekannt als „Altes Testament“) stehen würde.
Würden zum Beispiel
Sätze wie „Jesus ist der einzige Weg zum Vater“ oder „wer an ihn glaubt hat
ewiges Leben“ dort auftauchen, würde jeder Jude ihn mit freudigem Herzen als
Messias annehmen.
Wenn also das Neue Testament behauptet, Jesus habe die Opfer
erfüllt, dann wollen Juden sehen, dass dies auch den Vorgaben der Tora
entspricht. Soll heißen: Wenn Jesus das Sündopfer war, muss er auch die
Vorgaben an das Sündopfer erfüllt haben.
Doch so – und das wird schnell deutlich – ist es nicht…
Das Passahlamm
Das Passahlamm muss folgende Eigenschaften aufweisen:
- Makellos, männlich und einjährig (2.Mo 12,5).
- Das Opfer musste im Tempel gebracht werden (vgl.
5.Mo 16,2+5-6)
- Es sollte geschlachtet werden (5.Mo 16,6)
- Es sollte gebraten werden (5.Mo 16,7)
Bei der „Opferung“, die im Neuen Testament beschrieben wird,
wird Jesus nicht im Tempel geopfert. Zudem wurde er weder geschlachtet, noch
gebraten. Und mit „einjährig“ dürfte Jesus definitiv Schwierigkeiten gehabt
haben.
Außerdem ist strittig, ob Jesus tatsächlich am 14. des
ersten Monats gekreuzigt wurde. Berichten doch sogar die Evangelien, dass er an
diesem Tag selbst das Pessah gefeiert habe (Mt 26,17; Mk 14,12+16!; Lk 22,7+8).
Die rote Kuh
Viele sind der Meinung, Jesus habe auch die rote Kuh erfüllt
(4.Mo 19). Welche Vorgaben waren dazu nötig?
- Die rote Kuh muss makellos sein und darf keine Gebrechen an sich haben (4.Mo 19,2).
- Als Jesus geopfert wurde, hatte er aber schon allerhand Geißelungen hinter sich.
- Die rote Kuh darf kein Joch getragen haben (4.Mo 19,2).
- Von Jesus lesen wir aber, dass er sein Kreuz getragen habe.
- Anschließend muss die rote Kuh geschächtet und verbrannt werden (4.Mo 19,3+5).
- Nichts von dem hat Jesus erfüllt. Selbst wenn man argumentiert, Jesus wurde in die Seite gestochen, damit das Blut abfließt, muss man sehen, dass dies nach seinem Sterben geschah. Das hat nichts mit dem Prozess des Schächtens zu tun.
- Das Blut der roten Kuh soll an die Vorderseite der Stiftshütte gesprengt werden (4.Mo 19,4).
- Auch davon lesen wir nichts in der Geschichte von Jesus.
Das Sündopfer
Viele denken, Jesus habe das Sündopfer erfüllt (3.Mo 4).
Doch auch hier sehen wir, dass er nicht die Vorgaben erfüllt hat:
- Das Tier sollte geschächtet werden (3.Mo 4,4)
- Der gesalbte Priester sollte das Blut des Opfers in die Stiftshütte bringen (3.Mo 4,5).
- Doch zum einen gab es damals keinen gesalbten Priester – diese wurden verbannt und durch die Sadduzäer ersetzt. Und zum anderen lesen wir nichts davon, dass Jesu Blut in das Heiligtum gebracht wurde.
- Das Fett des Opfers soll von ihm abgelöst (3.Mo 4,8) und verbrannt (3.Mo 4,10) werden.
- Zum Schluss muss das Opfer verbrannt werden (3.Mo 4,12).
Das Schuldopfer
Hier finden wir eindeutige Hinweise, dass Jesus diese Opfer
nicht erfüllt haben kann. Um das Schuldopfer darzubringen, musste das Opfer
eine der folgenden Eigenschaften haben (3.Mo 5):
- Entweder opfert man ein weibliches (!) Kleinvieh
- Oder man opfert zwei (!) Tauben
- Oder man opfert ein Zehntel Epha Feinmehl
Jesus war weder weiblich, noch war er zu zweit, noch mehlig.
Im Übrigen werden auch diese Opfer verbrannt!
Absichtliche Sünde
Man sollte übrigens beachten, dass diese Opfer – Sündopfer
und Schuldopfer – für unabsichtliche Sünden
gefordert waren! Sündigt man mit voller Absicht, gab es kein Opfer, das man
hätte anwenden können (4.Mo 15,30-31).
Wie passt das mit dem christlichen Vergebungs- und
Sündenkonzept zusammen?
Yom Kippur-Opfer
Warum kann Jesus nicht das Yom-Kippur-Opfer gewesen sein?
Christen nehmen die Geschichte von Jesus und Barnabas und übertragen es auf die
beiden Ziegenböcke, die beim Yom-Kippur-Opfer gebraucht werden (3.Mo 16,5).
Doch kann man das tatsächlich so übertragen?
Nun, das erste, was nicht wirklich passt, ist, dass die
Geschichte von Jesus nicht an Yom Kippur geschah.
Doch auch beim Opfer finden wir keine Zusammenhänge zu den
Geschichten aus dem Neuen Testament.
Jesus wurde weder verbrannt (3.Mo 16,9),
noch wurde er in die Wüste geschickt (3.Mo 16,22), noch wurde sein Blut ins
Heiligtum gebracht (3.Mo 16,14ff), noch hat der Hohepriester seine beiden Hände
auf Jesus gelegt und die Sünden des Volkes bekannt (3.Mo 16,21).
Wenn Jesus wenigstens verbrannt worden wäre…?!
Wenn Gott gewollt hätte, dass Juden Jesus als Messias
annehmen, hätte er Seine Tora entweder anders formulieren oder Jesus hätte
einen anderen Tod erleben müssen.
Keines der Opfer in der Tora sollte gekreuzigt oder an einen
Baum gehängt werden. Das zumindest Teile von ihnen verbrannt werden, ist ein
durchgängiges Bild. Warum also, wurde Jesus nicht wenigstens verbrannt, wenn er
Opfer erfüllt haben soll?
Jeder der die Tora liest und studiert, muss zur Überzeugung
kommen, dass Jesus nicht die Opfer erfüllt haben kann (nicht mal eines von
ihnen). Vor allem dann wenn man sagt, dass er vollkommen und perfekt gewesen
sei oder die Tora perfekt erfüllt habe.